Antrittsrede unseres neuen Plöner Bürgervorstehers Thure Koll

Unser neuer Plöner Bürgervorsteher hat nach seiner Verpflichtung am 14. Juni 2023 vor der Ratsversammlung eine wirklich gute Antrittsrede gehalten, mit der er den richtigen Ton getroffen hat. Ich veröffentliche seine Rede daher hier gerne im Wortlaut:

Liebe Plönerinnen, liebe Plöner,
Liebe Gäste aus Plön und dem Plöner Umland,

zunächst begrüße ich Sie alle sehr herzlich als Ihr neuer Bürgervorsteher. Ich muss mich erst noch dran gewöhnen.

Aber es ist mir Freude und Ehre zugleich, Ihnen in den nächsten fünf Jahren, als Ansprechpartner, als Zuhörer, als Kummerkasten, als Entgegennehmer von Anregungen, als Repräsentant der Kreisstadt Plön und als Vorsitzender der Ratsversammlung zur Verfügung zu stehen.

Sehr geehrter Herr Buth,

ich danke Ihnen und das tue ich wohl auch im Namen aller Anwesende, sehr für die Bereiterklärung hier heute Abend als dienstältestes Mitglied die Sitzungsleitung übernommen und mich verpflichtet zu haben.

Sehr geehrte Ratsfrauen und Ratsherren,

liebe Kollegen,

ich freue mich sehr über das von Ihnen, von Euch entgegengebrachte Vertrauen. Vielen herzlichen Dank dafür. Ich möchte dieses Vertrauen mit einer wirklich guten und dienlichen Zusammenarbeit in der vor uns liegenden Wahlperiode begegnen und allen Anforderungen an meiner Person und dem nun verbundenen Amt gerecht werden.

Mir ist die Verantwortung, die ein derartiges Amt, wie das des Bürgervorstehers mit sich bringt, bewusst und ich gehe dieses Amt mit Respekt und Demut, aber auch mit viel Freude an.

Einige von Ihnen von Euch kennen mich nun schon seit ein paar Jahren und wissen, worauf Sie sich gerade eingelassen haben. Ich bin fest der Sache verschrieben. Ich möchte, dass es läuft, dass es vorangeht. Und für Nebenscharmützel habe ich keine Zeit und Lust. Dienliche Diskussionen ja, störendender Streit nein. Es geht mir um den Ideenwettbewerb aller Fraktionen auf dem Boden der Tatsachen.

Ich habe Sie gerade eben sehr bewusst und betont als Kollegen angesprochen, weil ich der festen Meinung, gar Überzeugung bin, dass es in den kommenden fünf Jahren ganz im Wesentlichen darauf ankommen wird, dass wir hier als Ratsversammlung und in der Ratsversammlung als Kollegen miteinander agieren, uns respektieren, um ein maximales Wohl für unsere Heimatstadt Plön zu befördern.

Und ich möchte das auch gerne auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Plöner Stadtverwaltung mit Frau Radünzel an der Spitze ausdehnen. Nur gemeinsam werden wir in den kommenden fünf vor uns stehenden Jahren die Stadt Plön, unsere Stadt Plön, voranbringen und weiterentwickeln können.

Denn die Herausforderungen vor denen wir als Stadt Plön stehen, sind nicht geringer geworden. Eher das Gegenteil ist der Fall. Allen voran stehen die finanziellen Herausforderungen.

Ich möchte gerne diese Herausforderungen verbildlichen. Als Stadt am Wasser, als Patenstadt zur MUS, zur Marine hat man rasch einen Bezug zur Hand, eine Anknüpfung, nämlich ein maritimes Bild darzustellen. Da heute am 14.06.2023 zudem der Tag der deutschen Marine ist und die deutschen Seestreitkräfte ihren 175. Geburtstag feiern, hatte ich zudem meine Bestätigung für meinen Gedanken dieses Bildes. Wie passend.

Als Kreisstadt könnte man den Anspruch haben ein stolzes, schönes Schiff zu sein. Plön als Schiff gesehen, dass würde was hermachen.

Unser Schiff Plön ist wirklich schön, schneeweiß, es hat Charme, Flair und Tradition, es hat Kurs auf die Zukunft, auf die Fragen unserer Zeit genommen. Ein Schiff mit Perspektive. Und was besonders wichtig ist, es ist bereits seetüchtig und sturmerprobt.

Die Voraussetzungen für einen Törn in einen Sonnenuntergang in die Zukunft sind eigentlich gut:

  • Unser Schiff ist bei Einheimischen und Touristen beliebt.
  • Es ist ein in den Augen vieler ein Traumschiff, auf dem es sich wunderbar verweilen lässt.
  • Es gibt aktuelle Pläne zur Überholung, zur zusätzlichen Verschönerung in der Werft á la Ortsentwicklungskonzept.
  • Ein frischer Anstrich für die Innenstadt und den Marktplatz ist vorgesehen.
  • Von Backbord bis Steuerbord soll das Bahnhofsquartier und die Lübecker Straße neue Planken bekommen.
  • Am Heck in der Eutiner Str. soll ein neues Sonnendeck entstehen.
  • Und wir Plöner kennen unser Schiff gut, wir wissen, was noch so alles ertüchtigt werden muss, zum Beispiel die Sport- und Spielsektionen.

Doch auf dem Weg in die Werft, sozusagen der Wellness-aufenthalt, auf dem Weg in erbeisehnenden Zeiten, ist unser Schiff Plön in eine stürmische Haushaltslage geraten. Bedingt durch nicht vorauszusehende Fallwinde, die alle auf Krise enden, haben wir Abdrift bekommen und sind auf Grund gelaufen. Ein großes Haushalts-Leck tut sich am Rumpf auf. Unmengen von Aufwendungen, die nichtausgeglichen werden können, strömen ins Schiff und schaffen eine ernste Schieflage in der Ergebnis- und Finanzplanung. Der Pegel der Verbindlichkeiten steigt bedrohlich.

Nun stehen plötzlich primär Schadensabwehrmaßnahmen statt an, um die Schlagseite nicht größer werden zu lassen und um nicht zu kentern. Der Werftaufenthalt ist zwar auch weiterhin wichtig, doch nachrangig wichtig. Es müssen Ansätze und Ideen gefunden werden, um das Haushaltsleck abzudichten. Es müssen ausgleichende Einnahmen her. Das Unterfangen erweist sich als nicht einfach. Nur mit herkömmlichen Bordmitteln wird man hier nicht weiterkommen. Unsere Bordmittel in Plön sind übersichtlich. Hier greift das ökonomische Minimalprinzip, nämlich mit begrenzten Bordmitteln das Ziel zu erreichen, die Seetüchtigkeit Plön wieder herzustellen. Auf externe Unterstützung können wir nur bedingt setzen, dafür reicht die Heuer, die wir zahlen können, nicht aus. Außergewöhnliche Maßnahmen sind angebracht, sind gefragt Es braucht Kreativität und Ideenreichtum, Tatkraft und Entschlossenheit sowie Selbstbesinnung und Ehrlichkeit.

In einer solchen Situation ist zwar jeder Einzelne gefragt, ein jeder wird gebraucht. Und ein jener bringt Ideen, Tatkraft und weitere positive Tugenden mit. Doch es bedarf mehr.

Es braucht ein funktionierendes Miteinander. Die guten Ideen wollen verknüpft werden, sie wollen verbunden werden. Und die Tatkräfte, sie wollen sich ergänzen, sie wollen verstärkt werden – natürlich mit dem entsprechendem Seemannsknoten. Und eben dieser Seemannsknoten hat den Vorteil, dass er schnell wieder zu lösen ist, wenn die eine oder andere Idee doch nicht zusammenpassen. Und wir nehmen uns neue Seilenden, neue Ideen, um mal bei diesem Beispiel zu blieben, und verknoten diese und schauen, wie sich diese bei unserer Schadensabwehr auswirken. Das ähnelt, denn oft auch beim berühmten Probieren, aber probieren geht, wie wir wissen ja über studieren.

Und es braucht eingespielte Verfahrensweisen, es braucht Verlässlichkeit, man muss wissen, wenn es Hand in Hand gehen muss, dass die weiterhelfende Hand auch wirklich an Ort und Stelle ist und mit anpackt. So stellt man sich eine Schiffs-Crew vor. Nur mit einer funktionierenden Crew funktioniert ein Schiff und nur mit einer funktionierenden Crew lässt sich ein Schiff aus seemännischer Not auch wieder befreien.

Und schlussendlich braucht es eine klare Kommunikation. Jedem muss klar sein, was seine Aufgaben sind und was von ihm erwartet wird und woran er ist. Und diese klare Kommunikation sorgt dafür, dass wir um unsere Notsituation wissen. Und wir wissen, wie wir uns aus dieser Not auch wieder befreien können, wenn wir einander zuhören, die Einfälle anderer bewerten und gemeinsam verwerten können.

Und wenn ich so meinen Blick durch die Kajüten, Kombüsen und Schiffsabschnitte schweifen lasse, dann sehe ich eine Crew, die mich zuversichtlich stimmt und Hoffnung am Horizont aufkeimen lässt, dass wir kein SOS funken müssen:

  • Die Schotten haben gehalten und der Maschinenraum Stadtverwaltung ist nach wie vor im Stande, auf volle Kraft zu gehen.
  • Die Navigation „Ratsversammlung“ hat den Kurs und die Peilung, entnommen aus den Stellungsnahmen der Fraktionen zum Haushalt 2022, weiterhin fest im Blick
  • Altgediente Seebären bringen das Wissen der Sieben-Weltmeere mit sich
  • Sie treffen auf neu angeheuerte Seekadetten, die sich bewähren wollen und ihrer Äquatortaufe entgegensehnen.
  • Unsere neue Kapitänin ist voller Tatendrang und hat inzwischen über 100 Tage das Ruder nicht mehr losgelassen, sie hat sich eingerudert.

Ich hoffe sehr, dass auch unsere Eigner und Passagiere, die Plönerinnen und Plöner und unsere Gäste zwar den Ernst der Lage erkennen, aber den Einsatz der Rettungsboote nicht für nötig halten.

Es liegt an uns, an der Besatzung von Selbstverwaltung und Verwaltung, unseren Passagieren und Eigner auch in dieser misslichen Lage bei Laune zu halten, Sicherheit, Geborgenheit und Lebens- und Wohnqualität zu bieten.

Unser Handeln sollte bedacht sein und keinem Seemannsgarn gleichen.

Ich möchte dafür zukünftig gerne vorangehen. Und ich wünsche mir, dass die Ratsversammlung mit mir vorangeht, und ich wünsche mir, dass auch Bürgermeisterin und Stadtverwaltung sich auf den gleichen Weg begeben, welcher unser aller Weg ist. Und hier und da dürfen wir gerne auch die Bürgerinnen und Bürger mit Ihren Überlegungen und Ideen anhören und beim Wort nehmen. Wir sitzen alle im bekanntlich selben Boot.

Und vielleicht werden Sie sich während meiner Worte gefragt haben, wo sieht sich denn der neue Bürgervorsteher in dieser maritimen Schilderung.

Nun ja, vielleicht ein bisschen Smutje, gutes Essen soll ja für die Stimmung auf einem Schiff, das wesentlich sein. Vielleicht auch ein bisschen der Ausguck, der auf Chancen aufmerksam macht und Gefahren meldet, vielleicht ein wenig der Segelsetzer, der günstige Winde nutzt, vielleicht auch ein wenig Klabautermann. Und da habe ich heute ein wenig recherchiert und folgende schöne Definition gefunden und als passend erachtet:  Der Klabautermann wird als der gute Geist eines jeden Schiffes bezeichnet und hilft beim Bau des Schiffes, unter anderen beim Dichten des Schiffsdecks, dem sogenannten Kalfatern. Solange er an Bord ist, hat das Schiff immer gute Fahrt.

Und diese gute Fahrt, die wünsche ich mir für mich, die wünsche ich mir für uns als Crew. Und die wünsche ich mir für alle Plönerinnen und Plöner!

Also willkommen an Bord! Auf eine gute, gemeinsame und erfolgreiche Zusammenarbeit! Vielen Dank!“

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